Die Zahl der Menschen mit Pflegebedarf steigt im Zuge des demografischen Wandels weiter. Zugleich wird immer deutlicher, wie wichtig die Stärkung der Gesundheitskompetenz von Älteren ist. Gleiches gilt für Menschen mit einer Behinderung, für die es niedrigschwellige Angebote zur Gesundheitskompetenz braucht. Derweil sind und bleiben die Anforderungen der Beschäftigten in diesen Bereichen hoch.
Vor diesem Hintergrund hat der AOK-Bundesverband (AOK-BV) mit dem Forschungsförderprojekt QualiPEP ("Qualitätsorientierte Prävention und Gesundheitsförderung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Pflege") im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zwischen 2017 und 2021 einen Qualitätsrahmen für Maßnahmen der Prävention, betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) und Gesundheitskompetenz in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Pflege entwickelt und erprobt.
In unserer Online-Veranstaltung am 29. September stellte Anke Tempelmann vom AOK-BV QualiPEP vor. Mit Vertreterinnen von Pflegeeinrichtungen tauschten wir uns in der virtuellen Runde darüber aus, was Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Pflege tun können, um nachhaltig Verbesserungen für die Gesunderhaltung von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörige, aber auch die Beschäftigten zu erzielen.
Auch hier ist ein Erfahrungsschatz Gold wert. Claudia Meyer, Vertreterin des Pflegeheims Wohnpark Zippendorf GmbH & Co. KG, Schwerin, sprach über ihre Bemühungen, Erfahrungen und Erfolge, jedoch auch über die zahlreichen Herausforderungen. Ihr Pflegeheim nahm von August 2020 bis Februar 2021 an der QualiPEP-Pilotierung teil, von der sie ein positives Fazit ziehen konnte. Mit QualiPEP bekam ihre Einrichtung einen einfachen und strukturierten Zugang zu den Themen. Die vom AOK-BV erarbeiteten Checklisten, z.B. für BGF, dienten als Leitfaden - eine gute Unterstützung für die Einrichtung. Zudem wurde die Sensibilisierung für die Handlungsfelder in allen Bereichen angeregt, etwa in der Versorgungsqualität. Natürlich zeigen die Faktoren Zeit und Kosten auch hier Grenzen auf. Aber ganz wichtig ist, so Claudia Meyer, die Kommunikation nach innen und außen. Fachvorträge, Gesundheitstage, Gruppensport etc. - die Möglichkeiten sind vielfältig.
Auf der Projektseite von QualiPEP können sich interessierte Einrichtungen die im Projekt erarbeiteten Checklisten herunterladen und sich bereits selbst einen Überblick über schon erfüllte und noch offene Punkte verschaffen.
Prof. Dr. Katharina Rathmann, Professorin für Sozialepidemiologie und Gesundheitsberichterstattung an der Hochschule Fulda, berichtete über "EwiKo" - ein Kooperationsprojekt mit der AOK PLUS für Thüringen und Sachsen. Es verfolgt das Ziel, die Gesundheitskompetenz für Bewohner und Beschäftigte von Pflegeeinrichtungen zu verbessern. Stärkung der Versorgungsqualität, verbesserter Umgang mit Gesundheits-informationen, höhere Zufriedenheit, verbesserte Kommunikation bei gesundheitsrelevanten Fragestellungen - das sind die Vorteile für die Einrichtungen, deren Mitarbeitende und zu Pflegende.
Nach Beendigung der Ermittlung der einrichtungsspezifischen Bedarfe, wird die Hochschule Fulda im Rahmen des Projekts ausgewählte Tools zur Stärkung der Gesundheitskompetenz den Einrichtungen an die Hand geben. Diese beinhalten Informationsmaterialien, Anleitungen, Checklisten. Davon können in gut einem Jahr die Einrichtungen aller Bundesländer profitieren.
Im Projekt EwiKo arbeiten aktuell sechs Einrichtungen der Gesundheitsversorgung in Sachsen und Thüringen mit. Eine ist die Josias Löffler Diakoniewerk Gotha gGmbH, Waltershausen. Die Geschäftsbereichsleiterin der anerkannten Kneipp-Senioreneinrichtung, Kati Wüstemann, gab uns Einblicke in ihre Arbeit und berichtete, wie sie vor Jahren BGF für die Mitarbeitenden mit Blick auf Physis, Psyche und Arbeitsorganisation entwickelten. EwiKo gab die Impulse, auch die Bewohner und deren Angehörigen mit einzubeziehen.
Gesundheitsförderung schreitet in fast allen Bereichen und Unternehmen voran. Damit die Angebote von den Beschäftigten in Anspruch genommen werden, braucht es oft die Führungskräfte, die dahinterstehen und die Maßnahmen mittragen. "Gesundheitskompetenz muss sich wie ein roter Faden durch das Unternehmen ziehen", so Kati Wüstemann. Auch damit kann ein Unternehmen punkten und als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden.
Marcus Köllner, AWO AJS gGmbH, Erfurt, sprach hingegen das Problem des Zeitmangels an. Er beobachte, dass die Pflegekräfte aufgrund der täglichen Belastungen kaum Zeit und Motivation hätten, sich anderen Themen, wie z.B. BGF, zu widmen. Entsprechende Angebote würden damit ins Leere laufen. Er wünsche sich sinnvolle Lösungsvorschläge, die hier ansetzen.
Weiterführende Informationen zu den Projekten sowie zu den bereits erzielten Ergebnissen können Sie den Internetseiten entnehmen:
https://www.aok-bv.de/engagement/qualipep/
https://ewiko-gesundheitskompetenz.de/
Lossiusstraße 1
99094 Erfurt
E-Mail: info@agvt.de
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